Test: Actioncam Videos mit der GoPro Hero 9 Black am Motorrad
Actioncams gibt es mittlerweile wie Sand am mehr. Jedes Jahr preisen die Hersteller neue Funktionen an, um den Kunden erneut das Geld aus der Tasche zu locken. Aufgrund der Erfahrungen, die wir bisher mit den kleinen Kameras im Zusammenspiel mit dem Motorradfahren gesammelt haben, hatten wir mit dem Thema eigentlich abgeschlossen. Die Aufnahmen waren entweder verwackelt oder wurden durch Beschneiden des Bildausschnitts mittels Software soweit eingeschränkt, dass am Ende [für unsere Ansprüche] kein qualitativ hochwertiges Video, in einer angemessenen Auflösung, mehr dabei herum kam. In unserem Kamera-Test der GoPro Hero 4 und der Gitup Git 2 vor einem halben Jahrzehnt, waren solche Features wie Videostabilisierung noch nicht mal erfunden. Doch auch bei neuen Modellen war die Enttäuschung beim Ansehen der Aufnahmen oft enttäuschend. Der Sound vom Motorradfahren war meist nur zu erahnen, der eigentliche Inhalt der Audiospur waren kratzende und nervtötende Windgeräusche.
Durch die Weiterentwicklung der Hard- und Software bieten aktuelle Actionkameras aber mittlerweile nicht nur Auflösungen von bis zu 5K bei 30fps, sondern auch Funktionen wie Horizontstabilisierung und Windgeräuschunterdrückung. Ab das was taugt oder ob hier die Marketingabteilung wieder ganze Arbeit geleistet hat, haben wir uns mit der GoPro Hero 9 Black mal genauer angeschaut.
Aller Anfang ist schwer … und vor allem teuer!
Wer nach dem Kauf der Kamera denkt, er kann jetzt durchstarten, wird erstmal in die Röhre gucken. Der Lieferumfang der Hero 9 Black besteht, neben der Kamera selbst, nämlich ausschließlich aus einem Transport-Case, dem Akku, einem kurzen USB-C Kabel und EINER gebogene Klebehalterung samt Befestigungsclip und Flügelschraube. Je nach Anspruch oder Wunsch an die geplanten Aufnahmen, sollte man also noch in einen Saugnapf, eine Helmhalterung, einen Brustgurt oder weitere Aufbauelemente zur Erhöhung/Erweiterung der möglichen Befestigungsposition investieren.
Ein zusätzlicher Akku kann sicherlich auch nicht schaden. Alternativ lässt sich die Kamera aber auch während der Fahrt laden – hierfür wird allerdings ebenfalls Zubehör benötigt – der GoPro MediaMod. Hiermit lässt sich dann aber, neben dem Laden der Kamera, auch zusätzlich ein externes Mikrofon anschließen. Wer bereits den MediaMod der GoPro Hero 8 besitzt, kann sich leider nicht freuen, dieser ist nämlich mit der Hero 9 nicht kompatibel.
Für unseren Test haben wir folgendes Setup gewählt:
- GoPro Hero 9 Black Kamera
- GoPro Media Mod
- GoPro Max Lens Mod
- GoPro Helmhalterung
- sowie diverse GoPro Verbindungsstücke
Die richtigen Positionen finden
Wer bei der Shoppingtour den Warenkorb ordentlich gefüllt hat, der kann sich anschließend Gedanken um die richtigen Aufnahmepositionen machen. Wo soll die Kamera (oder besser gleich die Kameras?) befestigt werden. Was soll im Bild zu sehen sein, was nicht. Neben der klassischen Positionierung auf dem Tank wäre eine Halterung am Lenker möglich (oh, das passende Zubehör hatte ich wohl vergessen). Für unseren Test haben wir folgende Positionen an unserer BMW S1000R ausprobiert:
Für die Befestigung auf dem SW-Motech PRO Tankrucksack haben wir ein mitgeliefertes Klebepad verwendet. Dank der 360° drehbaren GoPro Helmhalterung haben wir so die Möglichkeit nicht nur nach vorne auszurichten, sondern diese auch in jede beliebige Richtung zu drehen. Bei dieser Aufnahmeposition lassen sich, je nach Einstellung der Kamera (Objektivwinkel Weit oder Super-Weit) das Cockpit sowie die gesamte Aussicht des Fahrers aufzeichnen. Im Super-Weitwinkelmodus ist auch der Lenker samt Händen des Fahrers zu sehen.
Als zweiten Befestigungsorthaben wir den Lenker gewählt. In diesem Fall haben wir ein noch vorhandes RAM-Mount System (von einem alten Navigationsgerät) genutzt. Diese Montageoption ist extrem stabil und zeichnet das reine Geschehen vor dem Motorrad auf. Denk der drehbaren Helmhalterung, sowie der variablen Kugelkopfbefestigungen lassen sich hier ganz individuelle Aufnahmepostionen kreieren.
Die neuen (Marketing-)Funktionen
Kommen wir zurück zu den eingangs erwähnten neuen Funktionen und Weiterentwicklungen. Die in der Hero 9 implementierte Horizontstabilisierung ist fürs Motorradfahren eine tolle Sache. Trotz Schräglage in der Kurve bleibt das Bild gerade und die Aufnahme wirkt deutlich dynamischer. Regelmäßige MotoGP Zuschauer kennen diese Variante seit einigen Jahren. Wer die Kamera zum Ski- oder Radfahren nutzt, wird hierbei sicherlich voll auf seine Kosten kommen. Als Motorradfahrer sind die Schräglagen dann doch etwas größer (je nach Fahrweise) und die Kamera kommt dann doch gerne mal in den Bereich, wo der Horizont eben nicht mehr gerade im Video ist. Abhängig von der Grundpositionierung der Kamera, sowie der durch die Fahrt verursachten Schräglage, ist man schnell am Maximum von etwa 40° angelangt. Wir haben uns daher für den optionalen Max Lens Mod entschieden, mitdem sich die Kamera 360° im Kreis drehen lässt, ohne dass der Horizont verloren geht. Ermöglicht wird das durch einen Softwarealgorithmus der aus der 5K Auflösung der Kamera mittig ein 2,7K Bild schneidet, dass sich dann „frei“ in der größeren Auflösung drehen kann. Das kann man sich in etwa so vorstellen: Ein DIN A5 Blatt wird in die Mitte von einem Din A4 Blatt gelegt und lässt sich dann 360° rotieren, ohne das etwas von dem Bild verloren geht. Die Rotation wird dann per Software ausgeglichen und zu einem stabilen Video gerechnet, als hätte man die Kamera still gehalten.
Beeindruckend, wie gut das Ganze in der Realität dann funktioniert! Zu sehen ist ein Ausschnitt unserer Fahrt der Nordrampe des Stelviopasses mit seinen 48 Kehren (hier das vollständige Video):
Die vom Marketing versprochene Windgeräuschreduzierung konnten wir mit der „nackten“ Hero 9 nicht feststellen. Bei Aufnahmen auf dem Motorrad, also einem Geschwindkeitsbereich über dem eines zu Fuß gehenden Vloggers, ist die Audiospur auf der Aufnahme kaum zu ertragen.
Durch den Einsatz des Media Mod, den wir beim Motorradfahren als Option zum dauerhaften Laden während der Fahrt nutzen, da sich die USB-C Ladebuchse bei der Kamera hinter der Akkuabdeckung befindet, kommen wir in den Genuss eines zusätzlich verbauten, direktionalen Mikrofons, sowie einen 3,5-mm-Mikrofonanschluss für externe Mikrofone. Mit diesem integrierten Mikrofon und dem aufgesetzten Windschutz aus Schaumstoff, lässt sich – bei guter, einigermaßen windgeschützer Positionierung – eine annehmbare Audiospur erzeugen. Zusätzlich bietet der Media Mod auch zwei Zubehörschuhe für Leuchten, LCD-Displays oder die Befestigung von externen Mikrofonen.
Es ist nicht alles Gold was glänzt…
Die Bildqualität, sowie die Bildstabilisierung der kleinen Hero 9 Actioncam ist über jeden Zweifel erhaben und absolut auf „State of the Art“. Doch leider hatten wir auf während unseres zwei wöchtigen Tests auch einige (Software-)Probleme. So kam mehr mehrfach vor, dass sich die Kamera (im GoPro MediaMod befindlich) nicht einschalten ließ. Egal welchen Knopf man wielange drückte, es passierte nichts. Nach dem Ausbau aus dem MediaMod und der Entnahme und dem Wiedereinsetzen des Akkus, war dann wieder alles ok. Am Motorrad montiert ist das natürlich ein ganz schönes Gefummel, wenn man gerade eigentlich mit der Aufnahme starten wollte.
Doch auch wenn das Einschalten und das Starten einer Aufnahme erfolgreich war, bedeutete dies nicht immer, dass alles glatt lief und man ein schönes Video produzieren konnte. Diverse Male war nach dem Beginn der Aufnahme bereits nach wenigen Sekunden Schluss mit der Aufzeichnung. Auch ein Wechsel der Speicherkarte oder das erneute Formatieren der Speicherkarte über die Kamera brachten hier kein zuverlässiges Ergebnis. Jedes vierte-fünfte Mal klappte es nicht so wie gewollt. Einmal entschied sich die Kamera nach einigen Minuten nur noch den Ton aufzuzeichnen und lieferte in den Videodateien nur noch ein Standbild -> hier das passende Video dazu. Ärgerlich, gerade wenn man etwas aufgenommen hat, wofür es keine zweite Chance gibt. Hier sollte GoPro auf jeden Fall nochmal die Entwickler der Firmware ransetzen und an den Problemen arbeiten. Wir vermuten hier einen Zusammenhang mit dem MediaMod, denn im reinen Betrieb der Kamera ohne Zubehör, lief die Kamera in mehreren Versuchen problemfrei.
Stand der Technik zum Preis eines Gebrauchtmotorrads
Die GoPro Hero 9 Black ist, ohne Zweifel, eine tolle Kamera. Die neuen Features wie 5K-Videoaufnahmen und Horizontstabilisierung entsprechen dem aktuellen Stand der Technik/Software und erfreuen jeden ActionCam Liebhaber. Wer richtig loslegen will, greift jedoch tief in die Tasche und kauft neben der Kamera selbst noch Zubehör wie den GoPro Media Mod oder den GoPro Max Lens Mod. Wer weitere Befestigungen oder sogar ein Dual-Setup für zwei Kameras möchte, der kommt samt Speicherkarten schnell auf den Preis einer gebrauchten 125er. Nichtsdestotrotz bleibt GoPro der Platzhirsch im Segment der Actionkameras der eine überragende Bildqualität bietet. Wenn die Probleme mit der Firmware noch ausgemerzt werden, ist die Hero 9 ein Produkt an dem man auf der Suche nach einer neuen Actioncam kaum vorbei kommt.
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