TomTom Rider 450 im Praxistest
Das waren noch Zeiten, als ständig der Blick runter auf den Tank wanderte. Denn dies ist der einzige Ort, wo man in einem Tankrucksack seine Landkarte platzieren kann. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch nervend. Ist man in einer unbekannten Gegend unterwegs, in der man sich nicht auskennt, ist man spätestens dann verloren, wenn es darum geht, eine Tankstelle zu finden, ohne große Umwege in Kauf zu nehmen. Oder aber, wenn Strecken gesperrt sind. All das bekommt man auf einem Stück Papier nicht mit. Heutzutage kann zwar jedes Smartphone navigieren, aber kurvenreiche Strecke finden können nur wenige. Hier kommt man nicht herum, sich ein spezielles Motorradnavigationsgerät zu holen. Alternativ kann man auch bestimmte Apps kostenpflichtig erwerben. Wir haben uns unter anderem das aktuelle Tom Tom Rider 450 zugelegt, welches es bereits seit Frühjahr 2017 auf dem Markt gibt.
Das Tom Tom Rider gibt es in drei verschiedenen Varianten:
- 420 mit Kartenmaterial von Zentral Europa (24 Länder) für 349 €
- 450 mit Kartenmaterial von ganz Europa (47 Länder) für 399 €
- 450 Premium Pack mit zusätzlicher Autohalterung / Diebstahlsicherung / Aufbewahrungstasche für 499 €
Der Lieferumfang ist sehr umfangreich und bei allen identisch.
- Navigationsgerät
- USB Verbindungskabel
- Ram Mount Halterungsset
- Halterung für das Navigationsgerät speziell auf das Ram Mount abgestimmt inkl. Spannungsversorgung
- Schnellanleitung
- 12V Anschlusskabel für das Bord Netz
Zuerst wird das Anschlusskabel an das Motorrad geschlossen und bis zum Lenker verlegt. Hier fällt direkt negativ auf, dass keinerlei Stecker zum Krimpen beigelegt sind. Bedeutet die beiden Enden Plus und Minus sind nackt. Diese müssen nun irgendwie, irgendwo an geschaltetem Zündungsplus angeklemmt werden. Auf keinen Fall sollte man auf Dauerplus gehen. Vergisst man anschließend über einen längeren Zeitraum das Navi von der Halterung zu entfernen, entlädt sich die Batterie. Bei älteren Fahrzeugen empfiehlt es sich, das Zündungsplus vom Abblendlicht abzuzweigen. Dies geht am einfachsten mit Stromdieben. Bei modernen Motorrädern sind unter Umständen bereits separate Abgänge vorhanden. So wie an unserer KTM 1290 Super Duke, an der wir das Navi montiert haben. Hier kann mittels Flachstecker direkt und extra abgesichert die Spannung abgegriffen werden.
Hat man das Kabel sauber bis zum Lenker verlegt, muss der Stecker lediglich noch mit der Halterung verbunden werden. Die Ram Mount Halterung ist schnell am Lenker angebracht und dank der Kugelgelenke, lässt sich das Navi problemlos und flexibel in die gewünschte Position bringen. Eine Diebstahlsicherung gibt es nicht. Dieses bekommt man nur im Premium Pack.
Das Navi selbst ist relativ schwer (280g). Das liegt aber auch an dem sehr robusten Gehäuse. Wenn es mal herunterfällt, macht das dem Gerät überhaupt nichts aus. Das 4,3 Zoll große Display ist kapazitiv. Heißt, es lässt sich sehr gut selbst mit dicken Handschuhen bedienen. Diese Empfindlichkeit wird dem Tom Tom Rider 450 jedoch auch zum Verhängnis. Mehr dazu später. Die Helligkeit ist ideal. Selbst bei direkter Sonneneinstrahlung ist alles gut ablesbar. Das gespiegelte Display bringt ein klares Bild, hat jedoch auch den Nachteil, dass es bei Sonne extrem den Fahrer blendet.
Tom Tom gibt die Akkulaufzeit mit 6h an. Ist die Halterung jedoch an das Bord Netz angeschlossen, wird es stetig mit Spannung versorgt.
Der Speicher beträgt 16 GB und lässt sich mittels Micro SD erweitern. Ist aber nicht zwingend erforderlich.
Auch eine Bluetooth-Verbindung zu Freisprecheinrichtungen, wie dem Sena 30K aus unserem Test, können hergestellt werden. So hört man die Ansagen bequem unter dem Helm. Mit dem Smartphone verbunden, können Kontakte am Rider 450 durchsucht und angerufen werden.
Grundsätzlich bietet Tom Tom bei allen Geräten ein lebenslanges Kartenupdate an, solange wie diese für das Modell zur Verfügung stehen. Ein großer Vorteil beim Rider 450 sind auch die vorinstallierten und kostenlosen Radarwarner für Europa. Die nächste Generation von Geschwindigkeitskontrollen wird die sogenannte Sektion Control sein, bei der auf einer definierten Strecke die Durchschnittsgeschwindigkeit gemessen wird. In Deutschland befindet sich bisher nur eine solche Anlage bei Hannover im Testbetrieb. In anderen Ländern wie Italien sind solche Systeme längst Standard. Fährt man nun durch eine solche Messstrecke, rechnet das Tom Tom Rider die aktuelle Durchschnittsgeschwindigkeit aus und blendet diese kontinuierlich ein. Auch wird die restliche Entfernung bis zum Ende der Messung dargestellt. Natürlich werden alle anderen festen als auch mobilen Blitzer akustisch und optisch angezeigt. Mobile Blitzer? Wie soll das gehen, fragt Ihr Euch jetzt sicherlich. Das ist ganz einfach. Ein weiterer großer Pluspunkt von dem Tom Tom Rider 450 ist, dass es ständig mit dem Internet verbunden werden kann. Dadurch werden alle aktuellen Verkehrslagen sowie Sperrungen, stockender Verkehr, Staus etc. in Echtzeit auf der Karte übertragen. Gleiches gilt auch für die Blitzer. Jeder Nutzer eines Tom Tom Navigationsgerätes kann falsche Tempolimits, mobile Blitzer etc. während der Fahrt melden. Voraussetzung für eine Internetverbindung ist, dass man sich als Erstes bei Tom Tom Drive registriert. Dies muss sein, um auch Updates durchführen zu können. Nun muss man über sein Smartphone die Datenverbindung teilen per Bluetooth. Sind beide Geräte miteinander gekoppelt saugt sich das Tom Tom bereits alle Informationen aus dem Internet, wie es auch Google Maps macht. Der Datenverbrauch am Smartphone ist dabei erstaunlich gering. Eigentlich nicht der Rede wert. Über My Drive lassen sich auch Touren Planen und auf dem Server Speichern. Bei der nächsten Anmeldung mit dem Navi zieht es sich die gespeicherten Routen auf den Speicher. Aber Vorsicht. Die erstellen Routen sind sogenannte Tracks. Hier lassen sich keine Wegpunkte überspringen. Es empfiehlt sich die Routen z.B. über den kostenlosen Motoplaner oder Route Konverter zu erstellen. Diese müssen dann als ITN gespeichert werden und können dann mittels USB Kabel auf das Navi gezogen werden.
Spontane Routen lassen sich aber auch schnell und einfach am Gerät selbst erstellen. Mit der Menüstruktur muss man sich erst einmal zu Recht finden aber dann ist es recht einfach und gut durchdacht. Die vollständigen Funktionen lassen sich in der Bedienungsanleitung ablesen. Diese gibt hier als PDF.
Neben allen Tourenfahrerhotels werden auch beliebte Treffpunkte auf der Karte angezeigt. Sehr nützlich! Praktisch ist auch die Tankstellensuche entlang der Route oder in der Nähe. Die Routenführung gefällt uns. Es stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Von schnellster Route, über leicht mittel oder stark kurvig, flaches oder hohes Terrain. Autobahnen, Fähren usw. lassen sich natürlich vermeiden. Bisher sind wir mit dem Rider 450 sehr zufrieden. Solange es nicht regnet. Wie vorhin angesprochen, gibt es hier ein sehr großes Manko. Die Empfindlichkeit des Displays lässt sich zwar einstellen auf dünne oder dicke Handschuhe. Jedoch beeinflussen Wassertropfen ebenfalls das Display. Unabhängig von der Empfindlichkeit. Auch wenn es in der Anleitung anders beschrieben ist. Was passiert also? Ein Test am Waschbecken zeigt deutlich, wie sich das Display selbstständig macht, wenn Wassertropfen auf das Display fallen oder daran herunter laufen. Das ist natürlich fatal. Wir überlegten daraufhin das Navi wieder zurückzugeben, entschlossen uns jedoch es trotzdem zu behalten, weil es ansonsten ein wirklich sehr zu empfehlendes Motorradnavi ist.
Wer sich für ein Tom Tom entscheidet, sollte noch etwas warten. Denn es steht bereits ein Nachfolgemodell, das TomTom Rider 550, in den Startlöchern. Neuerungen sind unter anderem:
- Kabellose Updates per WIFI
- Sprachsteuerung mit Android oder Apple
- Schnellerer Prozessor
- Aktivitäten am Smartphone werden auf dem Display dargestellt und vorgelesen
Ob die Probleme mit dem Display behoben sind wird sich zeigen. Man kann sich bei Tom Tom bereits für das neue Rider 550 anmelden. sobald es verfügbar ist, wird man benachrichtigt.
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